Presse I 8.Januar.2007 I 16.April 2003
Brauschweiger Zeitung am 16.April 2003:

Der grüne Weg als Lebensphilosophie

Annegret Schaper und Harald Hentschel betreiben in Helmstedt seit 1981 einen Natur-Feinkost-Laden

HELMSTEDT. Längst nicht alles ist grün bei Via Verde. Und doch trägt der Helmstedter Natur-Feinkostladen die Farbe im Namen. Via Verde bedeutet "grüner Weg". Und den gehen die Inhaber Annegret Schaper und Harald Hentschel seit mittlerweile 22 Jahren.

"Bio" ist relativ. Die Öko-Abteilungen der Supermärkte, wenn es sie denn überhaupt gibt, sieht Harald Hentschel nicht als Konkurrenz. "Minimalstandards", sagt er, würden hier gelten. Er und seine Ehefrau Annegret Schaper nehmen es sehr viel ganauer. Nahrungsmittel nach Demeter- oder Bioland-Standard sollten es schon sein. "Die halten länger, sehen besser aus und schmecken besser", ist sich Hentschel sicher.

Die Waren sind eine Seite, die andere sind die Menschen, die sie verkaufen. Die Supermarkt-Bediensteten wüssten oft kaum über ihr BioWarenangebot Bescheid. Für Annegret Schaper und Harald Hentschel indes ist Naturkost durchaus ein Geschäft, vor allem aber eine Lebensphilosophie. "Wir haben früher schon selbst Brot gebacken", blickt Annegret Schaper auf die Zeit zurück, bevor es ihren (ersten) Bio-Laden in Helmstedt gab. Privat wird konsequent versucht, im Einklang mit der Natur zu leben. Das geht vom Essen übers Wohnen bis hin zur Kleidung aus Naturmaterialien.

Frage des Bewusstseins

Schaper hält das für "eine Frage des Bewusstseins": Sicher seien Öko-Produkte auf den ersten Blick viel teurer als konventionell produzierte, jedoch sei deren Wert ungleich höher. In der Welt der Fertigkost, Süßwaren und Genussmittel sei das den Menschen nur noch schwer zu vermitteln – "die Geschmacksnerven sind konditioniert", meint sie. Gleichwohl halten Hentschel und Schaper den Verweis auf das persönliche Genusserlebnis für den einzig erfolgversprechenden Zugang zum (potenziellen) Kunden. "Wir müssen die Leute eher als Individuen ansprechen", glaubt Annegret Schaper, das Bewusstsein der Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft oder der Natur sei ein vergleichsweise schwaches Argument. Sie räumt ein, dass selbst bei ihr der Geschmack- und Genussfaktor den Anstoß zur Beschäftigung mit Naturkost gegeben hat.

Das ist freilich schon recht lange her. Annegret Schaper und Harald Hentschel stammen aus Hannover und kamen Anfang der 80er Jahre ins damals preiswerte Zonenrandgebiet, bezogen dort ein Haus. Im Mai 1981 wurde das Vorgängergeschäft von Via Verde an der Braunschweiger Straße gegründet, damals unter dem Titel "Gesund und munter – Tee & Naturkost" und mit einem wesentlich kleineren Sortiment. In der Region waren kaum Lieferanten für ökologisch erzeugte Nahrungsmittel zu finden, die Ware wurde oft von weit her selbst geholt.

Einst herrschte Skepsis vor

Die naturverbundene Lebensweise sei den Menschen zu dieser Zeit noch eher suspekt gewesen, sagt Annegret Schaper. Heute sei das Publikum größer, ökologische Nahrungsmittel und Körperpflegeartikel problemlos verfügbar. So zog Via Verde dann auch im Juni 2001 zum Lindenplatz um und wurde von 40auf 135Quadratmeter Ladenfläche vergrößert. Entsprechend wurde das Sortiment ausgeweitet. Harald Hentschel und Annegret Schaper, die in Frellstedt wohnen, haben unterdessen durchaus auch anderes im Kopf als den Laden. "Für die Menschen ist es nicht gut, den ganzen Tag nur an einer Sache zu arbeiten", ist sich Schaper sicher. Das Paar wechselt sich im Laden ab. Nebenbei machen beide Yoga, Hentschel bietet energetische Massage an, Schaper "Reiki" (Heilung durch Handauflegen). Seine Begabungen zu suchen, sei der Sinn des Lebens, meint Annegret Schaper. Für ein ganzheitliches Leben sei ökologische Ernährung nur ein Anfang. "Ich bin nicht einfach ein Geschäftsmensch, sondern versuche, die Lebensbereiche zu vernetzen", sagt sie. Und: "Die Menschen sind vielschichtiger als sie denken."

Braunschweiger Zeitung am Mittwoch, 16.04.2003

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